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Wie viele bin auch ich übers Mobiltelefon zu meiner ersten Kamera gelangt. Dann folgte die zweite und dann erst habe ich mich an die Analog-Fotografie herangetraut. Und stand dann vor ziemlich vielen Fragen – allen voran natürlich der nach Kamera-Modellen und wie sich der Workflow unterscheidet. Bis hin zu der Frage, ob und wie sich dadurch auch mein digitaler-Stil geändert hat. Ich bin kein Technik-Nerd, mir macht das Handwerk Fotografieren Spaß, das Nachbearbeiten, weniger einzelne Pixel und ihre Eigenschaften. Hier kommt also keine technische Abhandlung, sondern meine ganz persönliche Liste für Anfänger:innen im analog Fotografieren.

1. Tipp für Analogfotografie-Starter:innen: na klar, die Kamerawahl

Ganz ehrlich – wenn ihr auf diesen Beitrag gestoßen seid, dann kommt für euch vermutlich nur ‘ne Kleinbildkamerafürs analog Fotografieren in Frage. Ja, es gibt im analogen Bereich auch Mittel- und Großformatkameras. Allerdings sind die gängigen und günstigeren Modelle alle Kleinbildkameras. Das sind diese Modelle mit den Filmen, die wir vielleicht aus den 00er Jahren noch aus dem Sommerurlaub mit unseren Eltern kennen und die wir bei der Drogerie an der Ecke entwickeln lassen können. Die Urlaubskameras unserer Eltern waren wahrscheinlich klassische Point and Shoot- (P&S) Kameras, bei denen man keine Voreinstellungen mehr treffen musste und einfach draufhalten konnte.

Und für Einsteiger:innen sind diese P&S-Kameras tatsächlich auch noch immer grundsolide. P&S sind für den Y2K-Nostalgiemoment definitiv nicht ungeeignet – obwohl’s auch da teure Modelle gibt, so wie die gehypte und 700 Euro teure Contax T2. Aber das ist nicht die Regel. 

In jedem Fall wird’s in diesem Artikel nur um Kleinbildkameras gehen – großes Sorry an alle Technikfans. Die Mittel- und Großformatkameras kommen dann in dem Analog-Post für Fortgeschrittene. 🙂 

2. Tipp für analog Fotografieren: Welches Modell – und wie viel Geld muss ich in die Hand nehmen?

Während es die eben genannten P&S-Kameras ab 25 Euro all over Ebay Kleinanzeigen zu finden gibt, muss man für analoge Spiegelreflex- oder Messsucherkameras ein wenig mehr Geld investieren. Tatsächlich habe ich meine geliebte Olympus 35 RC geschenkt bekommen. Eine Kamera ist zwar eine super persönliche Entscheidung, vom Budget her sind die analogen aber als (Gruppen-) Geschenk durchaus geeignet: Mit ab 50 bis circa 200 Euro – je nach Gebrauchsspuren, Objektiven und co – ist man hier also wirklich gut dabei.

Gehypte analoge Spiegelreflexkameras sind Revue, Praktica und Pentax, auch von Minolta liest man als solider Kameramarke häufiger. Von den Leicas fange ich hier aber besser erst gar nicht an. Die Leicas, und unter ihnen Fotograf:innen-Favorit Leica M6, sind aber natürlich das beste Beispiel dafür, dass es bei den Preisen von Analog-Kameras nach oben hin keine Grenze gibt. 

Meine geliebte Olympus ist eine Messsucherkamera – sie kommt ohne Spiegel aus und ist deshalb um einiges leichter. Nachteil: Mit 35mm bin ich auf ein Objektiv festgelegt, das ich nicht wechseln kann. Tatsächlich stört mich das aber recht wenig und trägt zum Charme der analogen Fotos bei – und ist ein großer Unterschied zu meinem digitalen Workflow. Mit mehr als 50 Jahren auf dem Buckel fotografiert sie mit allen Filmen, die ich ausprobiert habe, trotzdem gestochen scharf, sobald man sich an den Sucher gewöhnt hat. Für mich bestechen Gewicht, Größe und die klaren Bilder. 

Unter den analogen Messsucherkameras ist zum Beispiel die Rollei 35 ein beliebter Klassiker.

Analog fotografieren mit meiner geliebten Olympus 35 RC, über die ich kein schlechtes Wort verlieren kann

3. Tipp für analoge Beginner: Kodak, Fuji, Agfa – welcher Film darf’s sein?

In meinem liebsten Fotoladen ist der Kodak Portra 400 eigentlich immer ausverkauft – der Kodak-Look ist gehyped und auch ich bin ihm verfallen. Aber was ist eigentlich der Unterschied zwischen den Analogfilmen?

Es gibt natürlich eine große Auswahl an analogen Filmen, von ISO 50 bis 1600 und sogar noch weiter ist alles dabei. Der ISO ist also festgelegt – noch ein Unterschied zum Workflow, aber dazu komme ich später. Für unser tragisches deutsches Wetter ist man mit einem 400er Film eigentlich ganz gut beraten. Die unterschiedlichen Marken und ihre Analogfilme haben alle unterschiedliche Eigenschaften, aber die meisten vertragen es ganz gut, wenn man sie einen oder zwei Stops über- oder unterbelichtet. Deshalb spielt bei der Wahl des ISOs und natürlich der Filmmarke auch eine Rolle, welchen Look man mag. 

Allgemein kann man sagen, dass die Kleinbild-Fujifilme, egal ob Superia X-tra oder Professional, einen Hang zum Grünlichen und insgesamt sehr gesättigte Farben haben. Kodak gilt als sehr warm in den Highlights und in den Tiefen ein wenig bläulich. Die Kodak Ultramax und Kodak Gold sind ein wenig körniger als der Kodak Portra 400, der Gesichtstöne super schön natürlich abbildet. Gold und Ultramax sind auch nur halb so teuer wie der Portra. Man sieht – allein hierüber kann man ewig schreiben. Gerade für Anfänger:innen im analog Fotografieren würde ich aber sagen: Probiert euch durch die Auswahl, von günstig nach teuer. Ich mag den Kodak-Portra-400-Look am liebsten – aber das ist natürlich, wie bei allem, persönliche Präferenz. Alle einmal durchzuprobieren lohnt sich in jedem Fall und ich habe mir noch bei keinem einzigen gedacht: Der war’s so gar nicht.

4. Der ultimative Tipp für Analog Fotografieren: Keine Angst vorm Loslegen

Meinen ersten analogen 35mm-Film habe ich mit Ehrfurcht eingelegt und hatte trotzdem Angst, ihn dabei zu sehr belichtet zu haben, so lange, wie ich trotz YouTube-Hilfsvideos an ihm herumgedoktort habe. Einfach, um ein Gefühl für die Kamera, den Film und mein Handling mit dem Ganzen zu bekommen, habe ich dann an einem Tag den ganzen Film verknipst. Bis heute gehört er zu den liebsten meiner entwickelten Analog-Filme. Ich muss dazu gestehen, dass die Rahmenbedingungen auch gestimmt haben (neue Stadt – leere Stadt – tolles Model an meiner Seite).

Trotzdem ist mein, glaube ich, ultimativer Tipp: Legt los und gebt eurem ersten analogen Film ‘ne Chance. Wenn ihr die Grundeinstellungen kennt und wisst, wie ihr scharf stellt, kann man wirklich nicht so viel falsch machen. Die 135er-Kleinbildfilme sind sowieso recht nachgiebig – wenn ihr 1 oder 2 Stops über- oder unterbelichtet, ist das Ergebnis meistens trotzdem präsentabel. Außerdem lernt ihr so eure Kamera kennen. Einige Freund:innen von mir haben sich beim Knipsen die Einstellungen notiert, um hinterher Ergebnis und Prozess abzugleichen, aber dafür bin ich viel zu ungeduldig. Klar geht dann auch mal was daneben. Aber das ist okay. Und wird euch auch später, wenn ihr Analog-Fortgeschrittene seid, passieren. Und auch das ist okay.

5. Analog-Filme entwickeln lassen

Traut euch ruhig direkt mit eurem ersten Film in einen Fotoladen. Natürlich tut die Drogerie es auch, wenn ihr nicht viel Geld zur Verfügung habt und euch nicht sicher seid, ob der Film überhaupt was geworden ist. Wenn eure Drogerie euch die Negative – also die Herzstücke im analog Fotografieren – mitgibt, dann ist das für die ersten zwei Entwicklungen völlig in Ordnung, um zu gucken: Was habe ich da überhaupt gemacht?

Wie die von allen Foto-Fans lautet meine Empfehlung aber natürlich: Geht zum Fachpersonal! Meine Angst, dass Fotoläden so ein bisschen sind wie Fahrradläden – dieses Klischee von irgendwo zwischen grumpy und herablassend – hat sich auch überhaupt nicht bestätigt. Im Gegenteil, die meisten, die ich ausprobiert haben, helfen sehr gern. Und meist können sie auch sehr gut auf Extrawünsche, wie einen gepushten oder gepullten Film eingehen. Aber das ist wieder Stoff für einen weiteren Beitrag.

Wenn ihr nicht wisst, wo ihr einen guten Fotoladen in der Nähe findet: Auf meine Insta-Umfrage habe ich einige tolle Empfehlungen bekommen: Schwarmintelligenz über Google Search.

6. Was lerne ich vom analogen Fotografieren für meine digitale Arbeit?

Ich liebe die analogen Bilder. Ich liebe den Look und dass man sich nicht zu 100% sicher sein kann, dass alles geklappt hat. Musste ich bereits analoge Filme wegwerfen, weil sie zu belichtet waren, ich sie falsch aufgezogen habe oder ähnliches? Na klar. Und es hat jedes Mal wehgetan. Aber in der Regel klappt alles und dann warte ich sehr sehr ungeduldig auf das entwickelte Ergebnis. Tatsächlich waren die analogen Bilder mein liebstes Lockdown-Hobby. Da sämtliche soziale Events weggefallen sind, war ich kaum aufgeregter in dem letzten Jahr, als wenn ich meine analogen Bilder erwartet habe.

Ich habe also gelernt, dass es okay ist, dass mal was schief geht. Simple but true. Ich habe gelernt, mich auf das Ergebnis zu freuen. Schieße ich bewusster mit der digitalen, weil mich die analoge lehrt, das einzelne Bild wieder mehr wertzuschätzen? Das liest man oft. Der Workflow ist aber ein ganz anderer. Das einzelne Bild wertschätzen sollte man auch ohne den analogen Ausgleich. Interessant wird’s aber besonders beim Bearbeiten: Selbst, wenn man alle Lightroom-Tricks der Welt beherrscht, kann man aus einem entwickelten und gescannten Bild nicht mehr so viel herausholen wie bei nem digitalen RAW. Die Technik beim eigentlichen Schießen muss also viel mehr sitzen. Ich versuche ab jetzt, meinen Stil weniger durch Nachbearbeitung hervorzuheben, sondern direkt beim Auslösen.

So handlich und klein, ich nehm sie mittlerweile überall hin mit

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